Psychotherapiepraxis Nürnberg, Eckental
Psychotherapie Nürnberg

Freitag, 25 Dezember, 2020

Psychotherapie – Heilung ohne Nebenwirkungen?

Hat Psychotherapie Nebenwirkungen?

„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ heißt es nach jeder Arzneimittelwerbung im Radio oder Fernsehen. Haben Sie sich schon einmal die Mühe gemacht, den Beipackzettel eines Medikaments zu studieren? Dann sind Sie sicher auch schon über lange Listen mit möglichen Nebenwirkungen gestolpert. Selbst Placebos,

also Scheinmedikamente, die keine pharmakologisch wirksamen Substanzen enthalten und trotzdem Wirkung zeigen, können Nebenwirkungen haben.

Jede Behandlung, die wirkt, beinhaltet immer auch die Möglichkeit von Nebenwirkungen. Dies trifft auch dann zu, wenn die Behandlung fachgerecht nach allen Regeln der Heilkunst durchgeführt wird. Ansonsten würde man wohl besser von einem Behandlungs- bzw. Kunstfehler sprechen. Die Wirksamkeit der Psychotherapie ist wissenschaftlich eindeutig belegt. So muss man sich zwangsläufig fragen: Welche Nebenwirkungen kann Psychotherapie haben?

Aufklärungspflicht eines Psychotherapeuten

Zugegeben: Mit der Frage nach Nebenwirkungen beschäftigt man sich als Therapeut nicht gerne. Doch wenn man sich Offenheit und Transparenz auf die Fahnen schreibt, dann muss man bereit sein, sich mit der eigenen Arbeit immer wieder auch selbstkritisch auseinanderzusetzen. Es sollte für einen Psychotherapeuten ein Gebot sein, seine Klienten umfassend aufklären. Dies fördert nicht nur das Vertrauen, sondern ist auch das Recht der Patienten: Laut §630e BGB ist ein Behandler u.a. sogar dazu verpflichtet, über erwartende Folgen und Risiken einer therapeutischen Maßnahme aufzuklären.

Was sind die Nebenwirkungen von Psychotherapie?

Meist kommen Menschen wegen unerwünschter Symptome in eine psychotherapeutische Behandlung. Zusammengefasst sind dies Stress, Ängste und gedrückte Stimmung aufgrund unterschiedlicher Situationen, Konflikte im sozialen Umfeld und körperliche Symptome, für die es keine ausreichend organische Erklärung gibt. Manche Klienten kommen auch einfach nur, weil sie unzufrieden mit ihrem derzeitigen Leben sind und nach Veränderungsmöglichkeiten suchen. Ziel einer Psychotherapie ist es, einen Veränderungsprozess anzustoßen. Dabei kann es zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Stigmatisierung durch Psychotherapie

Obwohl es einerseits inzwischen als normal angesehen wird, wenn sich Manager und andere Führungspersönlichkeiten in Politik und Wirtschaft Unterstützung in Form von Coaching holen, lastet dem Begriff der Psychotherapie auf der anderen Seite immer noch etwas anrüchiges an. Wenn ein Mensch zur Therapie geht, bedeutet dies für viele Mitmenschen offensichtlich immer noch, dass etwas mit diesem nicht stimmt. Sie vergessen dabei, dass der einzelne Mensch von Geburt an in ein komplexes Wechselspiel mit seinem sozialen Umfeld eingebunden ist. Es ist also eine Frage der Perspektive, wer oder was da nicht stimmt – das Individuum oder seine Umwelt. Leider kommt es deshalb mitunter zu Stigmatisierung von Psychotherapiepatienten, wenn bekannt wird, dass diese sich Unterstützung durch einen Therapeuten geholt haben.

Zeitweilige Verstärkung von Symptomen und Ängsten

Im psychotherapeutischen Veränderungsprozess kann es zu einer zeitweiligen Verstärkung von Symptomen kommen. Dies kann bedeuten, dass Angst während der Behandlung deutlich spürbar wird oder einige Zeit lang auch zunimmt. Dies kann Teil des Therapieprozesses sein.

In der Behandlung wird ein Patient häufig auch mit eigenen Denk- und Verhaltensmustern konfrontiert, die heute hinderlich für ihn sind, weil sie verhindern, dass er neue heilsame Erfahrungen macht. Diese alten Muster haben jedoch oft die Aufgabe, Lebensängste aufgrund vergangener schlechter Erfahrungen zu reduzieren. Will man diese hinderlichen Muster ablegen und neue erlernen, werden die Lebensängste zwangsläufig erst einmal präsent. Bevor die Angst und andere Symptome im Verlauf der Therapie abklingen, können sich diese deshalb sogar verstärken. Ich kann Sie jedoch beruhigen: Während der Therapie sind Sie nicht allein. Gute Therapeuten sind geschult, mit diesen Ängsten umzugehen und Sie dahingehend zu unterstützen.

Veränderung von sozialen Beziehungen

Psychotherapie kann Auswirkungen auf das soziale Umfeld des Klienten haben. Dies ist häufig unvermeidlich oder sogar Ziel der Therapie, auch wenn es vom Klienten selbst oder seinen Familienmitgliedern, Partnern, Freunden oder Kollegen als unangenehm empfunden wird. Da für eine Heilung oder Linderung von empfundenem Leid eine Veränderung im Denken und Fühlen notwendig ist, die unwillkürlich auch eine Veränderung von Verhalten nach sich zieht, kann es zu Konflikten im sozialen Gefüge kommen. Zum Beispiel dann, wenn Patienten lernen, besser auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten, sich gegen Erwartungen anderer abzugrenzen beginnen und auf diese Weise nicht mehr die gewohnten Rollen einnehmen. Dies kann bis zu Trennungen in Partnerschaften oder Kündigung von Arbeitsverhältnissen führen.

Verliebtheit in den Therapeuten

Da man sich in einer Psychotherapie mit seinem Therapeuten oft über Themen unterhält, die einem menschlich sehr nahe gehen, kommt es mitunter zu intensiven Begegnungen zwischen den beiden Gesprächspartnern. Dazu kommt, dass der Psychotherapeut oft die erste oder einzige Person ist, von der man sich verstanden und angenommen fühlt. Kein Wunder, dass Patienten oder Patientinnen in ihrem Psychotherapeuten manchmal einen idealen Beziehungspartner sehen. Somit ist es keine Seltenheit, sich in seinen Psychotherapeuten oder seine Psychotherapeutin zu verlieben. Dies kann zu Beginn der Therapie sogar förderlich für den Heilungsprozess sein. Im Verlauf der Therapie sollte dieses Thema jedoch angesprochen und bearbeitet werden, um ungünstigen Auswirkungen auf den Heilungsverlauf entgegenzuwirken.

Abhängigkeit vom Psychotherapeuten

Besonders bei längeren Psychotherapien ist aus ähnlichen Gründen die Gefahr einer emotionalen Abhängigkeit gegeben. Vom Therapeuten erhält man Zuspruch und Unterstützung, er hört zu und versucht einen zu verstehen. Besonders wenn es auf das Ende der Therapie zugeht, kann der Wunsch entstehen, nicht auf diese Stütze verzichten zu wollen. Auch dieses Thema sollte daher, wenn nötig, auf den Tisch kommen, um nach Möglichkeiten der Unterstützung im sozialen Umfeld oder durch sich selbst zu erarbeiten.

Positive Nebenwirkungen von Psychotherape

Zum Glück hat Psychotherapie oft auch positive Nebenwirkungen. Kommen Patienten zur Therapie, um spezifische Symptome oder Ängste los zu werden, stellen sie oft fest, dass sich die Psychotherapie quasi nebenbei positiv auf ihre Partnerbeziehung, ihre Selbstsicherheit im Beruf, ihr Wohlbefinden und ihre allgemeine Lebensqualität auswirkt.



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